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Highspeed in Haiming

Nach den von Regen, Schlamm, Kälte und Schnee geprägten MTBO-Bewerben in Slovenj Gradec vor drei Wochen wurde die österreichische MTBO-Community nunmehr mit Hochgeschwindigkeitsrennen bei besten Bedingungen verwöhnt.

Die Wälder bei Ötztal-Bahnhof bzw. Haiming in Tirol sind als eines der schönsten und interessantesten Orientierungslaufgebiete Österreichs bekannt – von unzähligen kleinen Hügeln, Senken und Kuppen durchzogen, ohne allzu großen Höhenunterschiede. Hier gab es in der Vergangenheit auch schon regionale MTBO-Bewerbe, aber bislang noch keine nationalen oder internationalen MTBO-Wettkämpfe. Erstmalig wurde nun der Großteil des Gebietes gesamthaft als MTBO-Karte neu aufgenommen und ein Austria-Cup-Wochenende samt Österreichischen Staatsmeisterschaften, Österreichischen Meisterschaften und World Ranking Event ausgeschrieben. Unter der Leitung von Hans Georg Gratzer wagte sich das Team des Orienteering Innsbruck Imst mit Unterstützung der nationalen TDs Franz Nagele und Christian Breitschädel sowie des internationalen TDs Thomas Wieser an diese neue Aufgabe heran – und das Unterfangen kann als gelungen bezeichnet werden.

Als Wettkampfzentrum diente die Area 47, ein Outdoor-Freizeitpark nahe Ötztal-Bahnhof mit guter Infrastruktur. Die Strecken führten an beiden Tagen durch den Ort Ötztal-Bahnhof und die angrenzenden Wälder, Samstags für die Kategorien mit längeren Bahnen auch bis nach und durch Haiming. Ein hoher Asphaltanteil und meist sehr gut befahrbare Wege im Wald ließen entsprechend hohe Geschwindigkeiten zu, einzelne Single-Trails erforderten auch Bike-technisches Können. Bei allem Tempo hieß es jedoch stets mitlesen und den Kartenkontakt nicht verlieren, waren doch gerade in den Orten aber auch im Wald Abzweigungen schnell übersehen und der Richtungssinn verloren. Wenngleich das Wegenetz im Wald bei Ötztal-Bahnhof nicht allzu ausgeprägt ist, gab es doch zahlreiche interessante Routenwahlaufgaben, auch der Wechsel zwischen Dorf und Wald wies zu gefallen.

Als Weltranglistenläufe für die Elite lockten die Wettkämpfe auch zahlreiche Sportlerinnen und Sportler aus den Nachbarländern nach Tirol. Mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der Schweiz, Tschechien, Italien, Deutschland und Ungarn waren die Rennen international gut besetzt. Die Siege in den Elite-Kategorien gingen beim samstägigen Mitteldistanzbewerb denn auch ins Ausland: Sowohl bei den Damen wie auch den Herren gab es einen Doppelsieg für die Schweiz – Maja Rothweiler vor Christine Schaffner hier, Simon Braendli vor Adrian Jaeggi dort; allesamt bereits Medaillengewinnerinnen bzw. Medaillengewinner bei internationalen MTBO-Großanlässen. Der jeweils dritte Rang ging an Österreich: Bei den Herren holte diesen Kevin Haselsberger mit ca. einer Minute Rückstand auf Braendli (5. Tobias Breitschädel), bei den Damen mit einer tollen Leistung die 19-jährige Lea Hnilica, vor ihren routinierten Teamkolleginnen Sonja Zinkl und Marina Reiner.

Sonntags ging es neben Austria-Cup- und Weltranglistenpunkten um die Österreichischen Staatsmeisterschaften und Österreichischen Meisterschaften im MTBO-Sprint 2019. Wieder waren schnelle Beine und schnelle Entscheidungen gefragt. Der Schnellste in Kopf und Beinen war an diesem Tag Kevin Haselsberger, der sich bei den Herren überlegen den Staatsmeistertitel wie auch den Sieg im World Ranking Event vor Vojtech Ludvik (CZE) und Riccardo Rossetto (ITA) sicherte. Silber und Bronze in der Staatsmeisterschaftswertung gingen an Bernhard Schachinger bzw. Tobias Breitschädel. Bei den Damen lag Marina Reiner bis drei Posten vor Schluss in der österreichischen Wertung deutlich an der Spitze und kämpfte um den WRE-Sieg bei den Damen mit; sie übersah jedoch den kurzen vorletzten Posten, musste zurückfahren, verlor rund eine Minute, und musste sich mit Rang 3 in der internationalen Wertung zufrieden geben – exakt zeitgleich mit ihrer Landsfrau Sonja Zinkl! So gab es eine ex-aequo-Entscheidung und zweimal Gold in der Österreichischen Staatsmeisterschaft bei den Damen. Lea Hnilica bestätigte mit ÖSTM-Rang 3 und lediglich 22 Sekunden Rückstand auf Marina und Sonja ihre gute Leistung vom Vortag und dass ihr das Gelände bei Ötztal-Bahnhof liegt. Pech hatte Michaela Gigon, die extra für die Staatsmeisterschaft aus Nizza angereist war und eine Fehlstempelung zu verzeichnen hatte; ihre Teamkolleginnen wären für sie an diesem Tag jedoch wahrscheinlich auch so außer Reichweite gelegen.

Sachpreise und Medaillen gab es auch für die jeweils Top-Drei in den Österreichischen Meisterschafts- und Austria-Cup-Kategorien, Samstags auch für diejenigen der Tiroler MTBO-Meisterschaften. Die MTBO-Reise nach Tirol hat gelohnt – auch für jene, die nicht gewonnen haben. Die einzige offene Frage, die noch bleibt: Wie ist das nun mit dem Kartenfalten laut ÖFOL-Vorgaben?

Links:

> Ergebnisse 5. MTBO Austria Cup (Mittel) / WRE
> Ergebnisse 6. MTBO Austria Cup / ÖSTM & ÖM Sprint / WRE
> RouteGadget 5. MTBO Austria Cup (Mittel)
> RouteGadget 6. MTBO Austria Cup (Sprint)
> MTBO Austria Cup 2019 nach 6 von 10 Bewerben

von Erik Adenstedt; Fotos: Markus Bianchi in Alle News Austria Cup MTBO

28. Mai 2019

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